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Eine Woche zuvor hatte sich das noch ganz anders angehört. Von »großer Qualität im Angriff« und einem »spielerisch überzeugenden Auftritt« war rund ums Waldstadion nach dem 3:1 im Test gegen den spanischen Erstligisten Celta de Vigo die Rede.
Ja, was denn nun?
Die Frage ist berechtigt. Vermutlich kann sie auch Trainer Niko Kovac nicht beantworten. Zwei Tage vor dem Saisonauftakt in der Fußball-Bundesliga gegen Schalke 04 ist nur eines sicher: Die Frankfurter Eintracht ist eine große Wundertüte.
Eine runderneuerte und eine topfitte. Nach dem Beinahe-Abstieg der Vorsaison haben Retter Kovac und der neue starke Mann im Vorstand, Fredi Bobic, kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Nicht nur das Gesicht der Mannschaft hat sich verändert, auch das Team hinter dem Team wurde massiv verändert. »Nach so einer Saison kann man nicht weitermachen, wie bisher«, sagte Kovac. An fast allen Stellschrauben - vom Scouting bis zum Betreuerstab - wurde mächtig gedreht.
Und auch die Spieler bekamen den frischen Wind deutlich zu spüren. »So hart habe ich noch nie in meiner Karriere trainiert«, sagte Links-verteidiger Bastian Oczipka stellvertretend für seine Kollegen. »Wir haben nicht die spielerische Qualität wie andere Mannschaften. Dementsprechend muss man andere Sachen auf ein höheres Niveau bringen. Die Taktik ist ein Mittel und die Physis ein anderes«, begründete Kovac die ungewöhnlich langen und intensiven Übungseinheiten. Seine These: Ein fitter Spieler ist konzentrierter, leistungsfähiger und hat eine kürzere Erholungszeit. »Wir wollen intensiven Fußball spielen«, gibt der Coach die Richtung vor.
Aber nicht nur. Besonders die Offensive hat es Kovac angetan. »Wir haben viel Speed im Spiel, Akteure, die den Ball in die Tiefe spielen können«, lobte er. »Wir wollen nicht nur rennen, rennen. Gerade im Angriff machen wir gute Sachen«, sagte er nach dem 3:1 gegen Celta de Vigo. Von diesem Schwung war beim armseligen Auftritt gegen Magdeburg aber nicht viel zu sehen.
Mit Branimir Hrgota, Ante Rebic und Danny Blum hat die Eintracht drei neue Offensivspieler geholt. Mijat Gacinovic, Luc Castaignos und Haris Seferovic sind weiter dabei - Fußballgott Alex Meier sowieso. Nur Stefan Aigner verließ die Hessen Richtung München. Richtig viel Auswahl für den Trainer. »Ich würde am liebsten alle behalten«, sagte Kovac. Doch auch er weiß, dass Castaignos und Seferovic durchaus Wechselkandidaten sind - die Eintracht braucht Geld. Sechs Millionen Transfererlöse soll und will der Club erzielen.
Problemzone Abwehr
Denn noch drückt der Schuh in der Verteidigung. Carlos Zambrano wechselte nach Russland, Marco Russ wird frühestens im neuen Jahr zurückkommen, Bamba Anderson wahrscheinlich nie wieder (Sportinvalide). Michael Hector, vom FC Chelsea ausgeliehen, konnte in Magdeburg nicht überzeugen, muss sich erst noch an die Gepflogenheiten in der Bundesliga gewöhnen. Und Jesus Valleja (Leihgabe von Real Madrid) plagen ständig kleine Wehwehchen.
Einzig Guillermo Varela, der neue Rechtsverteidiger, überzeugte bisher. Entsprechend sind Timothy Chandler oder Yanni
Regäsel Streichkandidaten.
»Vielleicht tut sich noch was«, sagte unlängst Sportchef Fredi Bobic. Ob er damit Zu- oder Abgänge meinte, ließ er lächelnd offen. Nikos Wundertüte scheint noch nicht endgültig gefüllt.
Oliver Banach
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