Link kopieren
»Aber es ist kein Wunschkonzert«, betont Ries, der zum zweiten Mal maßgeblich an der Einteilung der Spielgruppen mitgewirkt hat.
Dieser Ost-West-Variante hatte die große Mehrheit der 28 betroffenen Vereine bei einer Abstimmung den Vorzug gegeben vor einer Nord-Süd-Lösung. »Wenn du das Feedback bekommst: ›Super, geil, noch nie so eine tolle Einteilung gehabt.‹ Dann macht es einen Riesenspaß«, sagt der 54 Jahre alte Schöllkrippener. »Und im nächsten Moment kriegst du eine E-Mail: ›Habt ihr sie noch alle?‹ Und das nur, weil ein Verein in einer anderen Gruppe fünf Kilometer weniger zu fahren hätte.« Man müsse, gibt Ries zu bedenken, »das Ganze sehen«. Was die Einteilung knifflig macht, ist der nachvollziehbare Wunsch aus den Vereinen, mit der zweiten Mannschaft das Vorspiel der Ersten zu bestreiten.
Um dies zu gewährleisten, ist den drei Kreisklassen sowie vier A-Klassen jeweils eine B-Klasse zugeordnet. Die Kehrseite der Medaille: Ries und Kreisspielleiter Philipp Gottschalk mussten bei der Zahl von sieben B-Klassen bleiben, obwohl bei 79 Mannschaften auch sechs Gruppen denkbar gewesen wären – gleichbedeutend mit mehr Spielen für jedes Team.
»Tut mir in der Seele weh«
Stattdessen haben die B-Klassisten ein Rumpfprogramm, das Ries Bauchschmerzen bereitet, auch wenn er sagt: »Dieses Jahr haben wir noch einen Weg gefunden, einen guten, wie ich finde.« Ries verweist aber auf den Härtefall in Gruppe 4, die nach einem Rückzug nach Fristende die eigentliche Mindeststärke von elf Teams unterschreitet. Dass damit die Erste der Spvgg Roßbach nur noch neun Liga-Heimspiele hat, »tut mir in der Seele weh«.
Klingenberg, Weilbach, Dörnsteinbach, das mit der Zweiten von Schneppenbach/Hofstädten eine Spielgemeinschaft bildet – der Schöllkrippener Ries nennt weitere Beispiele, die ihn sorgenvoll stimmen. »Mir sind erst einmal die Vereine wichtig, die nur noch eine Mannschaft haben und ganz unten spielen. Diese Vereine haben doch Anlagen, die haben Sportheime, Sportplätze. Die gehen über kurz oder lang über die Wupper.«
»Eine Kreisklasse auflösen«
Ries hat einen Standpunkt, mit dem er sich im Fußballkreis Aschaffenburg nicht viele Freunde macht: »Mein Ansinnen war immer, die B-Klassen attraktiver zu machen. Deshalb war ich immer für die Auflösung einer Kreisklasse.« Der 54-Jährige befürwortet die »Pyramidenform«, die der Bayerische Fußball-Verband (BFV) einfordert: pro Kreisliga zwei Kreisklassen, darunter vier A-Klassen und sechs bis acht B-Klassen.
Bislang gilt ein Kompromiss, den die Vereine aus Aschaffenburg und Umgebung der Bezirksspielleitung getroffen haben: Erst wenn die Zahl der Mannschaften im Spielbetrieb unter 190 fällt, geht eine der drei Kreisklassen verloren. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in den nächsten Jahren passiert«, sagt Burkhard Ries. Dass die Hälfte der rund 120 Vereine des Fußballkreises Jugendfördergemeinschaften (JFG) bilden, stimmt ihn aber wenig zuversichtlich.
Ries führt den Mittleren Kahlgrund ins Feld: Der JFG gleichen Namens gehören acht Vereine an; in der Kreisklasse ist die Großgemeinde Mömbris nach den Abstiegen von Brücken und Mensengesäß nur noch mit Schimborn vertreten.
Daraus resultiert »ein Überangebot aus diesem Bereich in der A-Klasse. Deshalb funktionierte der Wunsch der Unterafferbacher nicht, in die Kahlgrund-Gruppe zu kommen.«
Im Süden wäre die Freudenberger Reserve – als B-Klassen-Siebter in die Relegation nachgerückt und aufgestiegen – lieber in einer anderen A-Klasse gelandet. Nur ist die Einteilung, wie Burkhard Ries betont, eben kein Wunschkonzert: »Dieses Jahr gab es keinen Verein, der eine Chance hatte, umgruppiert zu werden.« Thorsten Schmitt
DREI FRAGEN
»Solange ich Erfolg sehe, mache ich das gerne«
Seit zwölf Jahren ist Burkhard Ries Ehrenamtsbeauftragter für den Fußballkreis Aschaffenburg. In dieser Funktion ist der 54-jährige Schöllkrippener nicht nur zuständig für die Auszeichnung von engagierten Vereinen und verdienten Einzelpersonen, sondern auch für Schulungen, etwa zum Thema »Wie gewinne ich Kinder- und Jugendtrainer?«. Im Gespräch mit dem Medienhaus Main-Echo berichtet Burkhard Ries unter anderem, dass in seiner Zeit als Verantwortlicher im Kreis die Zahl der gemeldeten Ehrenamtsbeauftragten der hiesigen Vereine von 26 auf fast 100 gestiegen ist.
Gibt es einfache Rezepte, wie Vereine Mitglieder als Funktionäre und Helfer gewinnen können?
Die gibt’s. Häufig packen es die Vereine falsch an. In unserer Grundschulung geht es zum Beispiel darum, wann ich Leute anspreche. Nicht nach drei Niederlagen in Folge; nicht, wenn die Runde gerade rum ist und die Mannschaft abgestiegen; nicht kurz vor Weihnachten. Dann haben die Leute keinen Kopf für ein »Könnste net mal helfe?« Nach Weihnachten, nach einer Meisterschaft, nach den Sommerferien, wenn die Leute erholt sind und frei im Kopf, dann sind sie eher zu packen. Man muss für neues Blut sorgen im Verein, indem man immer wieder neue Leute sucht, die mitwirken.
Wie ist der Fußballkreis Aschaffenburg in punkto Ehrenamt aufgestellt?
Was unser Nachteil in Bayern ist – dass wir am weitesten von München entfernt sind –, ist eigentlich ein Vorteil, weil wir nah an Frankfurt dran sind. Ich bekomme bei Ehrenamts-Geschichten eigentlich immer einen tollen Ehrengast aus der DFB-Zentrale. Beim Zuspruch von Ehrenamtlichen sind wir irgendwo in der Mitte. Rund 75 Prozent haben einen Vereinsehrenamtsbeauftragten und davon sind rund 70 Prozent geschult. Ich stelle fest, dass in Vereinen mit diesen geschulten Personen vorbildliche und gute ehrenamtliche Arbeit verrichtet wird. Das betrifft nicht nur durchgeführte Jubiläen, Feiern oder Ähnliches, sondern auch die Außendarstellung der Vereine. Mir ist wichtig, dass die Vereine lebensfähig bleiben und da ist ein VEAB ein kleiner Baustein.
Sie sind nicht nur Kreisehrenamtsbeauftragter, sondern auch Gruppenspielleiter, Schiedsrichter und Jugendtrainer. Wie viel Ehrenamt verträgt ein Einzelner?
Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich opfere. Aber solange ich einen Erfolg sehe, mache ich das gerne. Nach meinem Herzinfarkt haben mich manche gefragt: »Mit was hörst du jetzt auf?« Da habe ich gesagt: Außer mit Rauchen höre ich mit gar nichts auf! Ich werde sehen, wie es weiter geht. Ich vertrage noch ein bisschen. Mein Lieblingsspruch ist der von John F. Kennedy: »Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.« Genau das ist es, was das Ehrenamt ausmacht.
Fügen Sie Schlagworte hinzu, um unter »Meine Themen« Artikel zu den von Ihnen ausgewählten Themen und Orten zu erhalten.
Weitere Inhalte zu diesem Thema
Sie müssen sich anmelden um diese Funktionalität nutzen zu können.
Die Änderungen der Datenschutzeinstellungen werden erst mit einem Neuladen der Seite aktiv. Nicht gespeicherte Änderungen gehen dabei verloren.