Marvin - wer?
Die Kickers sahen sich augenscheinlich dazu veranlasst, auf das Quartett zu verweisen, um den eigentlichen Neuzugang Marvin Kleihs vorzustellen. Marvin - wer? Ein 23-jähriger Rechtsverteidiger vom VfL Wolfsburg II, der bei den Niedersachsen bereits mit dem neuen Würzburger Trainer Stephan Schmidt gearbeitet und 2013 mit Brandt und Arnold die deutsche A-Junioren-Meisterschaft errungen hat - nach einem Halbfinaltriumph über Schalke samt Sané und Meyer.
Kleihs ist einer von zwei Neuen. Auch der 22-jährige Angreifer Dominic Baumann kommt von der Reserve des 1. FC Nürnberg an den Dallenberg. »Beide passen perfekt in unser Anforderungsprofil«, erklärte Sportdirektor Daniel Sauer und nannte Kleihs und Baumann »jung und hungrig«. Ob sie aber jene Bedenken ausräumen können, die so manchen Kickers-Fan dieser Tage umtreiben?
Ein halbes Dutzend ist weg
Über ein halbes Dutzend Leistungsträger haben die Kickers bereits verlassen: Torwart Jörg Siebenhandl (Sturm Graz), Abwehrmann Clemens Schoppenhauer (FC St. Pauli) sowie die Mittelfeldspieler Rico Benatelli (Dynamo Dresden), Nejmeddin Daghfous (SV Sandhausen), Lukas Fröde (MSV Duisburg) und Tobias Schröck (FC Ingolstadt). Am Mittwoch kam noch Verteidiger Peter Kurzweg hinzu (FC Union Berlin).
An die hohe Fluktuation im Kader hat sich der Würzburger Anhang längst gewöhnt, schließlich tauschte schon Ex-Coach Bernd Hollerbach in zuverlässiger Regelmäßigkeit stets den halben Kader aus. Derzeit werden in der Fanszene jedoch Unkenrufe laut: Ist die Mannschaft für die 3. Liga gewappnet - bei all diesen Verlusten und unter der Aufsicht eines Trainers, der sich zwar im Juniorenbereich Meriten erworben, im Profigeschäft jedoch glücklos geblieben ist?
Die Kickers sind derzeit im Begriff, sich von Hollerbach zu emanzipieren. Drei Jahre lang hat der Übervater die Verantwortlichen an die Hand genommen und geführt, nach seinem Abschied unternehmen sie gerade die ersten eigenen Schritte, draußen in dieser großen Fußballwelt, in der auch die Namen von Meyer und Brandt herumschwirren.
Schmerzliche Versäumnisse
Hollerbachs Schaffen wirkt aber freilich nach. Die derzeitige Fluktuation ist auch das Produkt jener Verträge, die Hollerbach ausgehandelt hat. Dass Fröde in der Winterpause der zurückliegenden Saison nach der erfolgreichen Hinserie keinen Kontrakt unterschrieben hat, der auch für die 3. Liga gültig ist, ja gut, das mag verständlich sein. Womöglich war auch Schröck ohne Ausstiegsklausel nicht zu bekommen.
Dass es den Kickers aber nicht gelungen ist, etwa Schoppenhauer und Daghfous bereits im Winter an sich zu binden, ist ein schmerzliches Versäumnis. Die Argumente hatte der Verein damals auf seiner Seite: Er stand auf Platz sechs. Und anders als bei Fröde konnten die Kickers für sich reklamieren, Schoppenhauer zu einem Zweitliga-Spieler gemacht und Daghfous nach einer langen Verletzungspause auf die Beine geholfen zu haben.
Sebastian Leisgang