»Wir waren heute einfach nicht frisch genug, sind nie so wirklich ins Spiel gekommen und haben in vielen Situationen die falsche Entscheidung getroffen«, analysierte Baier. Das gilt besonders für zwei Schlüsselszenen. Nach 28 Sekunden stand Toch frei vor Memmingens Torhüter Gruber, brachte den Ball aber nicht vorbei. Eine Führung hätte richtungweisend sein können, zumal Memmingens Trainer Christian Braun nach vier englischen Wochen in Folge schon befürchtet hatte, dass seine Spieler schwer in die Gänge kommen könnten.
Die zweite, bereits entscheidende Schlüsselszene: In der 58. Minute hatte die gesamte Mannschaft vergessen, was der Trainer in der Pause gesagt hatte: »Lauft nicht in einen Konter.« Viel zu weit waren in dieser Szene die Verteidiger und Mittelfeldspieler aufgerückt. Die Einladung an die Memminger nutzte Hoffmann zum Tor, nachdem Anzenhofer noch an der Latte gescheitert war.
Das Viktoria-Spiel krankte daran, dass die Mannschaft zu oft mit langen Bällen agierte und viel zu schnell den Weg durch die Mitte suchte, dabei aber zu viele Ballverluste und Fehlpässe produzierte. »Wir sind nie über die Außenpositionen durchgekommen«, sah Baier die taktischen Fehler. Sowohl Wolfert als auch Albayrak konnten sich kaum einmal entscheidend durchsetzen. Die Folge: »Wir haben gefühlt 2000 Bälle einfach hoch reingeschlagen«, so der Trainer.
Insgesamt fehlte den Aschaffenburger an diesem Nachmittag die Zielstrebigkeit und Entschlossenheit, in manchen Situationen auch Glück und Geschick im Zweikampf. Dennoch wollte Baier den Auftritt nicht schlecht reden. »Wir haben alles probiert und nie aufgesteckt. Einmal musste wohl wieder eine Niederlage kommen.«
Lob für den Gegner
Baier lobte zudem den FC für seinen Auftritt: »Eine richtig gut organisierte Mannschaft.« Die schon in der ersten Halbzeit die Führung vergab. Krogler und Mayer verpassten den Kasten nur um Zentimeter, gegen Buchmann konnte Wittke gerade noch klären. Auch in der zweiten Halbzeit hatten die Allgäuer die Mehrzahl an klaren Chancen.
Die Viktoria konnte sich bei Torhüter Vugdelija (Baier: »Heute unser bester Mann«) bedanken, dass bis zum Schluss noch eine Überraschung möglich war. Gegen Sapina, Robinson und Salemovic klärte er überragend, als er bei seinem einzigen Fehler den Ball nur abklatschte, war Albayrak noch vor der Linie zur Stelle.
Die weiteren Chancen der Viktoria nach dem furiosen Auftakt waren ebenfalls hochkarätig, aber zu wenig. Toch kam gegen den Torhüter einen Schritt zu spät (16.), Schnitzers Fernschuss flog knapp vorbei (26.) und der eingewechselte Bari brachte nicht genug Druck hinter seinen Schuss (81.). Um eine weitere Chance brachte Schiedsrichter Brütting die Gastgeber. Als Wolfert in der 52. Minute im Strafraum in die Zange genommen wurde, entschied er nicht auf Elfmeter. Unstrittig waren zwei andere Entscheidungen des Unparteiischen, die der Viktoria am kommenden Sonntag in Fürth richtig weh tun: Kapitän Schmidt und Schnitzer holten sich ihre fünfte Gelbe Karte ab und sind gesperrt.

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Klaus Gast