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Vor knapp zwei Monaten war der FV Karlstadt am Boden. Die mit dem Ziel des Wiederaufstiegs gestarteten Kreisstädter verloren in letzter Minute das Derby gegen die Reserve des Erzrivalen Karlburg und rutschten erstmals auf einen Abstiegsplatz ab. Damals hielt der FV-Vorsitzende Helmut Schmitt jedoch demonstrativ am Coach fest. Schneider zeigte sich erfreut über das Vertrauen und bekräftigte: »Mir macht die Arbeit noch Spaß.« Dazu schickte er hinterher: »Wenn wir in den nächsten Wochen kein Spiel gewinnen würden, dann würde ich dem Verein irgendwann selbst meinen Rücktritt anbieten. Aber ich bin sicher, dass es bald aufwärts geht.«
Karlstadt widersetzte sich den gängigen Misserfolgs-Mechanismen, griff nicht gleich nach der Reißleine - und wurde dafür belohnt. Seit dem Tiefpunkt der Derbypleite holten die Grün-Weißen in sieben Spielen 14 Punkte und gewannen dabei unter anderem auch gegen die beiden spielstarken Retztal-Teams und gegen den Tabellenzweiten, Erlenbach. Der in diesem Zeitraum erreichte Punkteschnitt von zwei Zählern pro Partie wurde dem Anspruch eines Topteams gerecht. Warum sollte der Trainer also gerade jetzt - einen Spieltag vor der Winterpause - zurücktreten?
Beide Seiten unzufrieden
»Ich hatte am Donnerstagabend vor dem Training ein Gespräch mit der Vorstandschaft«, erklärt Schneider. »Da haben wir uns über die sportliche Situation unterhalten und sind übereingekommen, dass beide Seiten unzufrieden sind. Im Verlauf des Gesprächs habe ich dem Verein meinen Rücktritt angeboten.« Dabei zeigte der jüngste Trend doch nach oben, und es hatte der 46-Jährige selbst vor knapp zwei Wochen alles andere als amtsmüde angekündigt: »Wir werden in der Winterpause hart an der Kondition arbeiten.«
Mit dieser Aussage konfrontiert, gibt Schneider zu, dass er »nicht mit Rücktrittsgedanken in das Gespräch« mit dem Vorstand gegangen sei. Das Gespräch habe sich aber in eine überraschende Richtung entwickelt. Zu weiteren Fragen wollte sich der wohnhafte Karlstadter nicht äußern. Der FVK-Vorsitzende, Helmut Schmitt, wiederholte auf Nachfrage nur die Version des Coaches: »Nach der Niederlage gegen Zellingen haben wir die sportliche Situation analysiert und sind zusammen zu dem Schluss gekommen, dass wir uns alle viel mehr von der Saison erwartet hatten.« Daraufhin habe Schneider seinen Rücktritt angeboten. Schmitt betont: »Das war kein Rauswurf.«
Der Trainer geht nicht, er »wird gegangen«, heißt es so schön - wenn ein Übungsleiter von der Vereinsführung direkt oder indirekt um Rücktritt gebeten wird. Hinterfragt man die Aussagen aller Beteiligten, könnte es in Karlstadt so gewesen sein. Die Niederlage gegen Zellingen war dabei wohl das Zünglein an der Waage. Wie oft zuvor, wurde Schneider auch in diesem Spiel die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive zum Verhängnis. Mit zwei Monaten Verspätung - und ungeachtet des jüngsten Aufwärtstrends - greifen die üblichen Mechanismen jetzt auch in der Kreisstadt.
Schneider drückt seinen ehemaligen Schützlingen auch in Zukunft die Daumen: »Ich habe die Truppe sehr gemocht und hoffe, dass die Stürmer in der Rückrunde häufiger treffen und dass damit wieder mehr Ruhe einkehrt.« Er hatte den FVK im April 2014 übernommen und damit die Nachfolge von Harald Duhnke übernommen, der im damaligen Abstiegskampf in der Bezirksliga ebenfalls zurückgetreten war.
Zwei neue Fußballschulen
Aus dem Vereinsfußball möchte sich der Ex-Profi (379 Bundesligaeinsätze u.a. für Mönchengladbach) jetzt erst mal zurückziehen. Im Frühjahr 2015 wird Schneider an den Standorten Karlstadt und Schweinfurt zwei Fußballschulen eröffnen und sich dann mit voller Konzentration diesem Projekt widmen. »Ich möchte jungen Spielern die Möglichkeit geben, sich neben dem Vereinstraining zusätzlich weiterzuentwickeln.«
Wie es beim FVK auf der Trainerposition weitergeht, ist noch unklar. Im Heimspiel gegen Holzkirchhausen/Neubrunn am Sonntag wird der Coach der zweiten Mannschaft, Christian Stich, auf der Bank sitzen. Die weitere Nachfolgeregelung möchten die Karlstadter in der Winterpause klären.
Julius Mayer
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