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Boreatti, der zu den Gründen seiner Entscheidung zunächst nichts sagen wollte, äußerte sich gestern Abend schriftlich zu seinem Weggang (siehe Infokasten).
Jörg Boreatti war in den vergangenen Jahren der erfolgreichste und beständigste Torjäger der Region. Egal ob in der Kreis- oder Bezirksliga: Der groß gewachsene, schussstarke Offensivmann war stets der mit Abstand beste Karlstadter Schütze. 2008 führte er den FVK mit 31 Toren zu Kreisliga-Meisterschaft und Bezirksliga-Aufstieg. Und 2010/11, mittlerweile wieder in die Kreisliga abgestiegen, wurde Karlstadt erneut Meister, diesmal dank 25 Boreatti-Toren. In jungen Jahren war er bereits Kapitän des FVK, erhielt immer wieder Angebote von höherklassigen Vereinen, doch der gebürtige und wohnhafte Karlstadter entschied sich stets für seinen Heimatverein.
Die sportlichen Probleme des 25-Jährigen begannen mit einer schweren Meniskusverletzung im Sommer 2011. Danach spielte er nicht mehr regelmäßig, wurde auch durch andere Beschwerden wie Muskelverletzungen zurückgeworfen. Wenn sich Boreatti aber fit meldete, wurde er auch aufgestellt. Das änderte sich in diesem Herbst. Laut FVK-Coach Harald Duhnke hätte Boreatti an einem Sonntag nach längerer Verletzungs- und Urlaubspause zunächst in der zweiten Mannschaft eingesetzt werden sollen. »Die Mannschaft hatte ohne ihn gut gespielt, die anderen Stürmer haben getroffen, da überlege ich zweimal, ob ich Jörg sofort bringe.« Den Einsatz in der Reserve habe der Stürmer verweigert. Seit Mitte November habe er unentschuldigt im Training gefehlt.
Was den Angreifer zum Weggang bewegte, darüber kann man laut Duhnke im Verein nur spekulieren, denn Boreatti sei schon vor Wochen auf Tauchstation gegangen und lehne jeden Kontakt mit Trainer oder Mitspielern ab. Per Einschreiben habe der Ur-»Karschter« lapidar seinen Vereinsaustritt erklärt. »Das ist sehr enttäuschend, auch für mich persönlich«, bemängelt Duhnke das Verhalten des bisherigen Schützlings. Boreatti hatte als Fünfjähriger zusammen mit Duhnkes Sohn Manuel (jetzt Würzburger Kickers) in Karlstadt mit dem Fußballspielen begonnen, die Familien kennen sich gut. »So kenne ich Jörg nicht, er war immer für sein Team und seine Mitspieler da.«
Dass der Neu-Lohrer in Karlstadt angeblich alle Brücken hinter sich einriss, erleichtert die Freigabe seitens des FVK offenbar nicht gerade. Laut Sportchef Helmut Schmitt könnte es sein, dass der Verein seinen Ex-Kapitän nicht freigibt, was eine Sperre bis 6. April bedeuten würde. TSV-Sportleiter de Luca widerspricht: Da der FVK Boreattis Spielerpass nicht rechtzeitig ausgehändigt beziehungsweise an den BFV geschickt habe, sei Boreatti automatisch frei. »Darauf wollen wir es aber nicht ankommen lassen, ich bin sicher, dass wir mit Karlstadt auch so klarkommen.«
Duhnke und de Luca sind sich einig, dass die Lohrer, die in der Offensive schon jetzt gut aufgestellt sind, einen Ausnahmespieler bekommen. »Wenn er fit ist, macht Jörg pro Saison 25 bis 30 Tore«, so Duhnke. De Luca erwartet eine »echte Verstärkung.« Und der Lohrer Coach, Alexander Schubert, schwärmt von der Vielseitigkeit des Zugangs, sieht Boreatti aber wegen dessen Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor am ehesten als Angreifer. Der TSV kann den neuen Mann gut brauchen, denn die Schubert-Schützlinge überwintern auf Rang 14, dem Abstiegs-Regelationsplatz. Burkard Nadler
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