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Nach knapp 9000 Euro im Jahr 2013 verkündete nun die für Finanzen zuständige Marion Münz ein Plus von mehr als 20/000 Euro für 2014 und gar von rund 30 000 Euro im Jahr 2015. Das ist ein stolzes Ergebnis für einen Verein, der 2009 vor der Insolvenz stand und den ein Funktionär vor gerade mal drei Jahren wegen mangelnder Perspektive auflösen wollte.
Am Rand der Leistungsfähigkeit
In der Jahresversammlung im VIP-Zelt des Schönbusch-Stadions wurde aber deutlich, dass die wenigen Vorstandsmitglieder und ihre Helfer immer mehr an den Rand der Leistungsfähigkeit kommen. »Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich das Amt nicht übernommen«, sagte Vorstandssprecher Holger Stenger. Es gelte noch immer, arbeitsfähige Strukturen zu schaffen und da habe die Viktoria einen langen Weg vor sich.
Hart ging Stenger mit den vielen Kritikern ins Gericht. Vor allem über soziale Medien nähmen Tausende Anteil die nie vor Ort seien, »aber immer wissen wie es besser geht. Verpflichten wir Spieler von außerhalb, regen die sich auf, dass wir nicht auf die Jugend setzen. Behalten wir unsere Jugendlichen, kritisieren sie, wir würden keine gestandenen Akteure an Land ziehen.«
Stenger verwies darauf, dass der Vorstand Verantwortung für elf Mannschaften trage. Der Aufstieg der ersten Elf in die Regionalliga sei womöglich ein Jahr zu früh gekommen. Trotzdem habe man mit einem Mini-Etat bis zum Schluss die Chance auf den Klassenerhalt gehabt. Der Mehrzahl der Vereine in der Regionalliga stünden über eine Million Euro zur Verfügung.
Dickes Minus im Jugendbereich
Nach den Zahlen von Münz hatte die Viktoria für den Bereich der ersten Mannschaft im Kalenderjahr 2014 Ausgaben in Höhe von über 455 000 Euro, die Einnahmen beliefen sich auf 472 000 Euro, ein kleines Plus von rund 17 000 Euro. Zum Vergleich der Jugendbereich: Der schloss bei Einnahmen von 55 000 Euro und Ausgaben von 125 000 Euro mit einem klaren Minus.
Insgesamt bewegt sich der Etat des Vereins in Richtung 700.000 Euro. Der Wiederaufstieg sei, so Stenger, kein erklärtes Ziel, man wolle sich in der Bayernliga »irgendwo zwischen Platz eins und acht« wiederfinden. Die Viktoria werde Ausbildungsverein sein.
Publikum »sehr skeptisch«
Viele Moll-Töne prägten auch die Reden von Michael Zeitler (Jugendabteilung) und Torwarttrainer Eric Rasp. Letzterer kritisierte die Mentalität des »sehr skeptischen« Publikums: »50 Prozent der Leute kommen nur, um uns verlieren zu sehen.« Außerdem bemängelte er die fehlende Unterstützung der Kommune. »Statt Sportstadt Aschaffenburg dürfe es allenfalls Breitensportstadt heißen.«
Wiederbeleben möchte Gerhard Rienecker den Verwaltungsrat - nach einem »langen Aktivitätenvakuum«. Rienecker, erfolgreicher Unternehmer und Unternehmensberater sowie Chef des Hauptsponsors »Pass-Consulting«, hat den Vorsitz des Gremiums von Horst R. Schmidt übernommen. Der frühere DFB-Funktionär ist in den Skandal um ungeklärte Millionenzahlungen im Zusammenhang mit der WM 2006 verwickelt, bleibt aber Mitglied im Verwaltungsrat. Der neue Vorsitzende stellte den Mitgliedern ein Papier vor, wie der Verein künftig mit mehr betriebswirtschaftlichem Zug geführt werden soll.
Viel war von Konzepten, Zielen und Maßnahmen, Controlling, Messkriterien und Quickwins die Rede. Rienecker kritisierte die von vielen negativen Tönen geprägten Reden der Versammlung. Unter seiner Führung wolle der Verwaltungsrat stärker an der Planung und Steuerung des Vorstandes teilhaben, ohne dessen Kompetenzen zu beschneiden. Die »Entscheidungsqualität« sei zu verbessern. Rienecker nannte als Beispiel die Entlassung von Trainer Slobodan Komljenovic im vergangen Herbst.
Dem Verein fehlten »Visionen, Ziele und Leitbilder«. Eine Kritik an Stenger: »Platz eins bis acht ist kein Ziel, das muss er noch lernen. Die Viktoria braucht eine klare Ansage.«
Und eine Erfolgskontrolle. Blieben die Punkt auf dem Spielfeld aus, dann müssten Vorstand und Spieler erklären warum. Rienecker: »Ein weiter so reicht mir nicht, ich will Veränderungen sehen.«
Eine Veränderung könnte eine Aufwandsentschädigung für die Vorstandsmitglieder sein. Die rund 100 Mitglieder bedachten das mit Beifall und Rienecker versprach: »Wir werden versuchen, einen Weg zu finden, wenn es finanzierbar ist.« Klaus Gast
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